Als Gewinner des 2011 ausgeschriebenen Wettbewerbs führte das auf die Renovierung historischer Gebäude und Museen spezialisierte Atelier Filippini die Renovierung und Erweiterung des Rathauses Illkirch-Graffenstaden in einem Vorort von Straßburg durch. Das prägende Element dieses Projekts ist eine schützende Hülle aus durchbrochenem Edelstahl, die den neuen Empfangsbereich für die Öffentlichkeit beherbergt.
Ziel des Projekts war es, drei heterogene Gebäude miteinander zu verbinden ‒ ein bauhistorisch bedeutendes Gebäude aus dem Jahr 1890 sowie zwei Gebäude aus den 1970er Jahren ‒ und daraus eine kohärente Einheit zu bilden. Das erste Gebäude wurde mit einer Kombination aus Metall und Glas ummantelt: Die verglaste Fassade ist im Siebdruck optisch strukturiert, Edelstahlbleche bekleiden die Verbindungs- und Übergangselemente. Für das zweite Gebäude, in dem das Sozial- und Verwaltungszentrum untergebracht ist, wurden die Fassaden mit einer Hochleistungs-Wärmedämmung und einer Aluminium-Verbundverkleidung mit Metalloptik verkleidet. Zusätzlich zu dieser Renovierung schuf der Architekt auf dem Vorplatz einen neuen 150 m² großen Empfangsbereich, der von den Bewohnern bereits Spitznamen wie „Iglu“, „Kissen“ oder „Blase“ erhielt und komplett mit einer durchbrochenen Edelstahlschale überzogen ist. Dieses Schutzgehäuse fängt die Reflexionen des Himmels und der gegenüberliegenden Fassaden ein und erzeugt so ein starkes architektonisches Signal.
Für den Entwurf des neuen Teils des Projekts ließ sich der Architekt von der industriellen Vergangenheit der Stadt, einer Wiege des Dampflokomotivenbaus, inspirieren, indem er eine Hülle aus rostfreiem Stahl vorschlug, deren geschwungene Form die Besonderheiten der baulichen Umgebung aufgreift. Dieses metallene schützende Gehäuse stellt den Empfangsbereich dar und vereint Widerstandsfähigkeit mit Leichtigkeit. „Natürlich hat der Raum eine Schutzfunktion“, sagt Renato Filippini, der Architekt des Projekts. „Aber ich wollte, dass er dezidiert offen ist. Rostfreier Stahl schien mir für diesen Zweck am besten geeignet“. Die in 3D entworfene, gebogene und in den Werkstätten der Chaudronnerie du Ried bearbeitete Schale besteht aus 150 jeweils 5 mm dicken Edelstahlblechen, die von Aperam aus dem Werk Genk in Belgien geliefert wurden. Die gewählte Sorte ist 304L (1.4307) mit kugelgestrahlter und elektropolierter Oberfläche.
Die Herausforderung bei der Bearbeitung der Bleche bestand darin, komplexe gekrümmte Formen mit unterschiedlichen Radien herzustellen. Bei den einfach gebogenen Fassadenelementen wurden die Bleche lasergeschnitten und anschließend durch Walzen in die gewünschte Form gebracht. Anschließend wurden die Kanten versteift und die Elemente elektropoliert. Die Außenfläche wurde zuvor kugelgestrahlt.
Die in zwei Achsen gekrümmten Fassadenelemente, die am schwierigsten herzustellen waren, wurde wasserstrahlgeschnitten. Für die Formgebung waren zahlreiche weitere Arbeitsgänge notwendig. Die Umsetzung erforderte die Präzision eines Goldschmieds. Aufgehängt und befestigt an einer stählernen Baumstrebenkonstruktion, hat die Hülle keinen Kontakt zum Boden. Die auf den Millimeter genau berechneten Ausschnitte sind alle unterschiedlich, in Augenhöhe zahlreicher und nach oben hin weiter auseinanderliegend. Von innen filtern sie das Licht, ohne den Blick auf den Stadtraum zu versperren. Von außen reflektiert der Rumpf die Umgebung und den Himmel und scheint auf dem umgebenden Wasser zu schweben.
Die Bauzeit betrug 18 Monate, das Projekt blieb im Zeit- und Kostenrahmen. Die Stadt Illkirch-Graffenstaden hat nun ein neues Gebäude, das als Wahrzeichen und als starkes Identifikationselement für ihre 27.000 Einwohner fungiert.